Donnerstag, 25. Januar 2024

Stadtarchiv erhält Schriftenreihe

Klaus Friedrich beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Judenverfolgung während der NS-Zeit. Aus diesem Interesse heraus hat er die Buchreihe „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945“ gesammelt – und nun dem Stadtarchiv Friedrichshafen gespendet.
Drei Personen bei der Bücherübergabe
Klaus Friedrich (Mitte) bei der Übergabe der Spende an Jürgen Oellers, Leiter des Stadtarchivs und Ulrike Siegmund, zuständig für die Archivbibliothek.

Die wissenschaftliche Buchreihe „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945“ (VEJ) ist zwischen 2008 und 2021 erschienen. Klaus Friedrich hatte alle 16 Bände bei sich zu Hause stehen und intensiv durchgearbeitet – nun wechseln sie als Spende ins Stadtarchiv Friedrichshafen: „Die Buchreihe stellt eine wichtige und wertvolle Ergänzung unserer Bestände dar und ermöglicht bei uns im Stadtarchiv eine noch intensivere Beschäftigung mit der Judenverfolgung – die nie in Vergessenheit geraten darf“, betont Jürgen Oellers, Leiter des Stadtarchivs. Gemeinsam mit Ulrike Siegmund, zuständig für die Archivbibliothek, bedankte er sich bei Klaus Friedrich für die großzügige Spende.

Den Tag der Spendenübergabe hat Klaus Friedrich bewusst in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar, gewählt: „Mir ist es wichtig, dass Menschen auch heute und in Zukunft auf diese große Quellensammlung Zugriff haben können“, so Friedrich. Nun könne nicht nur er die Buchreihe nutzen, sondern auch anderen den Einblick ermöglichen, gerade auch in Friedrichshafen: „Es ist historisch unbestritten, dass Friedrichshafen durch die intensive Rüstungsproduktion während der Zeit des Nationalsozialismus eingebunden war in die Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten. Vor Ort unmittelbar getroffen hat es als Jüdin mindestens Elsa Hammer aus Fischbach. Fridolin Endraß gab sein Leben, weil er früh auf die intensive Rüstungsproduktion aufmerksam gemacht hat.“ 

Klaus Friedrich wohnt selbst seit 51 Jahren in unmittelbarer Nähe des ehemaligen V2-Versuchsareals, der heutige Mülldeponie Weiherberg bei Raderach und war diesen Sommer vor Ort in Auschwitz. In Band 16 der Schriftenreihe, dem Auschwitz-Band, wird Friedrichshafen im Zusammenhang mit Wilhelm Boger erwähnt, der hier einige Jahre bei der Polizei war, bevor er nach Auschwitz kam. Dort wird er bezeichnet als „Einer der größten Sadisten und Massenmörder“ (VEJ 16/146, S. 471). 

Für Klaus Friedrich ist wichtig, solche Verbindungen und Zusammenhänge in Erinnerung zu halten, denn: „Die letzten Zeitzeugen sterben in den nächsten Jahren. Zukünftige Generationen können sich über diese große Dokumentensammlung weiterhin ein gutes Bild über die Vorgänge damals machen.“